Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

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Sabsi69
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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von Sabsi69 » Di 9. Okt 2012, 21:44

Boah, habe mal "kurz" in den Spiegelbericht reingeschaut. :shock: Hab' s nicht länger als knapp 1 Minute geschafft ... puh, die armen Vögel, meine Güte ... nein, ich bin offensichtilch zu sensibel dafür. :oops: Da kann ich nicht hinschauen. :frown:

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elmo
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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von elmo » Di 9. Okt 2012, 22:08

Hallo,

ich hab mir den Spiegel-Bericht angeschaut. Die Vogelhaltung war schon extrem, am Ende wurden über 1500 Vögel gezählt.

Was mir so gar nicht gefallen hat in dem Beispiel (und das war schon ein echter "Hoarder" denke ich:
- der Typ hatte sicher Ahnung von Vögeln und er hat am Ende ausgesprochen was ich mir schon beim anschauen gedacht hatte: warum haben die Fänger eigentlich keine Decken mitgebracht und all die Vögel die aus einem temperierten (Wohn)raum kamen dann in dem kalten Flur gesammelt - ich möchte nicht wissen wie viel dabei krank geworden sind.
- warum, wenn ihnen klar war, dass sie es nicht schaffen würden Eltern und Kinder zusammen zu fangen und die Küken dann alle sterben würden haben sie die alle eingesackt?
- wohin werden wohl in einer Stadt dann so viele Wellis gebracht?
- und als letztes, dafür werde ich jetzt wohl geschlagen: ich finde dass jeder einzelne dieser 1500 Wellensittiche noch ein besseres Leben hatte als all die armen, ihr Leben lang in Einzelkäfigen gehaltenen Zooladenopfer, die es nach wie vor zur Genüge gibt (ich seh hier im Sommer immer mal welche an den Fenstern stehen). Ich gehe davon aus, dass ein Grossteil dieser Vögel genau so enden wird - denn wählerisch mit den Abgabeplätzen kann ein Tierheim in so einer Situation nicht sein.

Ich weiss nicht genau, wie man es besser machen könnte, aber ich hätte bei so einer Aktion eine "stufenweise" Ausräumung mit zeitgleicher Unterstützung und Betreuung des Hoarders deutlich besser gefunden, das hätte den Tierschützern auch die Möglichkeit gegeben Plätze für die Vögel zu finden. Und hätte nicht ganz so viele Opfer bei der Einfangaktion gefordert.

Liebe Grüße
Andrea

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Rafael
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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von Rafael » Sa 10. Nov 2012, 23:39

Ich waerme es nochmal auf.

Der Wellityp ging damals durch die ganze Vogelhalterszene. Was ich schlimm fand, ist dass er den Medienrummel um ihn so offensichtlich genossen hat. Schon deshalb wird er es vermutlich wieder tun.

Hier in der Stadt wird gerade eine Initiative versucht durchzubringen, die die bestehenden rechtliche Beschraenkung der Anzahl von von Haustieren aufweicht, bzw ganz aufhebt. Momentan ist es legal, max. 6 Katzen, Hunde, Frettchen und Kaninchen (in welcher Kombination ist egal) zu halten (zu jedem Zeitpunkt), und zusammen max. 3 Hunde pro Haushalt/Wohneinheit. Damit will man der bekannten "crazy cat lady" und animal hoarding vorbeugen.
Nun argumentieren Politiker, und Tierschutzorgas, dass angesichte der riesigen Streuneranzahl, diese Beschraenkung aufgehoben werden soll, weil die Anzahl allein nicht relevant sei, sondern wie die Tier gehalten werden. Wohl wahr, aber wie will man das kontrollieren? Ausserdem seien ganz viele andere Arten nicht erwaehnt, und Animal hoarding trifft nicht nur die genannten vier.

Im September fing es an, Ende Oktober war Anhoerung, und es wird meine ich im Novembermeeting in dem zustaendigen Stadtkommitee abgestimmt.

Fest steht, wenn man aktuell einen Huendin mit mehr als zwei Welpen hat, verstoesst man gegen das Gesetz (selst wenn man die spaeter abgeben will). Das scheint mir irgendwie grotesk.

Ich bin nicht sicher, was ich darueber denke. Einerseits scheint es niemand gross zu kontrollieren, die meisten Tierschuetzer die ich kenne, haben mehr Tiere, und machen es einfach nicht sehr publik. Solange einen der Nachbar nicht anschwaerzt passiert dann nichts. Ich bin unter allen den Tierschutzbekannten tatsaechlich die mit de wenigsten Katzen, und ich habe immerhin vier (was ich eine ganze Menge finde). In den tierreichen Haushalten in denen ich war, ist es trotz der Tiere sehr sehr sauber. Wenn es keinen kuemmert, kann man die Regelung auch aufheben, das verhilft vielleicht einigen Streunern zu einem neuen Heim.
Andererseits verstehe ich das Beduerfnis, als Stadt eine Handhabe zu haben und animal hoarding vorzubeugen. Und die Anzahl ist eben das einfachste Kriterium, dass keinen grossen Aufwand noetig macht.
Schwierig ...

Rafael

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Taggecko
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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von Taggecko » So 11. Nov 2012, 15:06

Na ja, ich denke es kommt ja auch auf die räumlichen und finanziellen Möglichkeitenan.
Jemand der seine Tiere an der unkontrollierten Vermehrung hindert, sie tierärztlich versorgt und gut pflegt und den Platz und das Geld hat kann sicher eine große Anzahl Tiere versorgen.
Grüße von Eva

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Rafael
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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von Rafael » So 11. Nov 2012, 15:24

an der unkontrollierten Vermehrung hindert, sie tierärztlich versorgt und gut pflegt und den Platz und das Geld hat kann sicher eine große Anzahl Tiere versorgen
Ja, "kann", aber eine Gewaehr ist es nicht. Umgekehrt mann jemand mit geringerem Einkommen und vielleicht weniger Platz als ideal die Tiere als Familienmitglieder betrachten, und es fehlt ihnen an nichts. Wahrend der "Juppi" vielleicht anderes priorisiert, oder jemand arbeitet so viel, dass keine Zeit fuer die Tiere bleibt usw.
Und wie soll man es kontrollieren? Auf der einen Seite will man keinen Polizeistaat, in dem man Angaben zum Einkommen und persoenlichen Lebensumstaenden machen muss, wenn man sich einen Hund/Katze anschafft. Auf der anderen Seite will man animal hoarding vorbeugen. Die von der genannten Kriteriu ueberpruefen waere ideal, aber ich frage mich, wie das machbar sein soll.

Ich bin zumindest froh, dass ich nicht in dem Gremium sitze und die passende Regelung versuchen muss finden und zu formulieren...

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elmo
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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von elmo » So 11. Nov 2012, 16:49

Hallo,

ich finde es masslos übertrieben solche Gesetze zu erlassen um "animal hoarding" zu bekämpfen - zumal das in der Regel gar nichts nutzen wird, da Hoarder an einer Krankheit leiden. Das wäre so, als würde man verbieten dass Menschen mehr als zwei Stücke Seife im Haus haben, nur weils Menschen mit Waschzwang gibt.

Liebe Grüße
Andrea

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Rafael
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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von Rafael » So 11. Nov 2012, 17:11

netter Vergleich und ein einleuchtender. :lol:
Wobei Menschen mit Waschzwang primaer sich selbst schaden (ihrer Umwelt erst sekundaer), waehrend beim animal hoarding zumindest die diversen Tiere leiden.

Ich habe erst kuerzlich ueberhaupt erfahren, dass des dieses Gesetz hier gibt.. naemlich als ein (eigentlich netter) Kollege bei einer gemeinsamen Autofahrt meine Katzen kommentierte, mit 'da sei ich ja gerade noch am erlaubten Limit, vier duerfe man nur'. Ich war sehr erstaunt, und habe natuerlich prompt nachgesehen. Vier stimmte nicht, es sind sechs, aber so eine Regelung gibt es erstaunlicherweise tatsaechlich. Vor ein paar Monaten find dann die Presse an, die Plaene zur Abschaffung zu thematisieren...

Dass es eine Krankheit ist, aendert fuer mich nicht viel. Sobald andere durch eine Krankheit gefaehrdet werden, greift der Staat sonst ja auch ein (etwa bei Agression in der Familie, bipolar disorder, klinischer Depression, Schizophrenie, oder Drogensucht..) wobei da - neben der betroffenen Person - meist Menschen und nicht Tiere betroffen sind.
Schwierig finde ich eher, dass es hier praeventiv geschieht (also wie beim Verbot des Besitzes groesserer Mengen an Pott) und schlicht an der Anzahl der Tiere von bestimmten Arten festgemacht wird. Erstens ist die Anzahl ein sonderbares Kriter um (als alleiniges Kriterium), zweitens wird es nur an diesen Tierarten festgemacht. Niemand hindert einen, 1500 Wellis, 60 Pferde oder 450 Schlangen zu haben.
Zudem gibt es Gesetze zur Verwahrlosung. Wenn sich das Umfeld beschwert, kann social services jemanden vorbeischicken, wenn Grund zu der Annahme vorliegt, dass die Person verwahrlost oder ein animal hoarder ist. Man fragt sich, ob das nicht eigentlich ausreicht, unabhaengig der Anzahl und Arten.

Rafael

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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von elmo » So 11. Nov 2012, 17:28

Hallo,

Kann natürlich auch sein, dass man im Auge hatte so Katzen und Hundezüchter aus dem Ländle zu halten - beides geht ja schon kaum mit der Anzahl an erwachsenen Tieren, und sobald man Würfe hat (möglicherweise noch welche die man nicht sofort verhökert bekommt) dann ist man schon ein illegaler...

Nett aber, dass Schweine, Rinder, Hühner und solche Tiere ausgenommen sind, sonst gäbs ja ein Problem für die Lokale Lebensmittelversorgung :-)

Aber ich meine das (von oben) wirklich, man KANN kranke Menschen nicht durch Strafen daran hindern zu tun, was auch immer sie meinen tun zu müssen.

Von daher wird das nur die Leute treffen, die eher sowieso keine Hoarder werden würden - stelle ich mir zumindest so vor.

Und wenn ihr eh sonstige gesetzliche Vorgaben habt nach denen da eingegriffen werden kann - dann liest sich das doch sehr wie Gängelung.

Liebe Grüße
Andrea

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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von Rafael » So 11. Nov 2012, 18:55

Hi, das stimmt sicher.
Ob und wie landwirschschaftliche Nutzung (im Stadtgebiet) und Zuechter ausgenommen sind, weiss ich schlicht nicht.

Das Problem mit solchen Regelungen ist allgemein, dass sie zu kontrollieren ziemlich unmoeglich scheint.
Genau wie das in Dt. diskutiere Katsrationsgebor fuer Freigaenger.


Rafael

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Herbstlaub
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Re: Diagnose und Therapie von "Animal Hoardern"

Beitrag von Herbstlaub » So 11. Nov 2012, 20:09

Rafael hat geschrieben: Das Problem mit solchen Regelungen ist allgemein, dass sie zu kontrollieren ziemlich unmoeglich scheint.
Genau wie das in Dt. diskutiere Katsrationsgebor fuer Freigaenger.


Rafael
Hi,

das Kastrationsgebot läßt sich nicht überprüfen, richtig. Ich finde es aber trotzdem sehr sinnvoll. Zum einen hat man so eine Handhabe gegen Tierbesitzer, von denen bekannt ist, dass sie mehrere unkastrierte Katzen als Freigänger halten. Dagegen konnte man früher nichts machen, sondern konnte nur zusehen, sofern die Katzen gut genug gehalten wurden um nicht gegen das Tierschutzgesetz zu verstoßen. Zum anderen ist dadurch das Thema Kastrationen stärker ins öffentliche Bewußtsein gerück, was ich auch als positiv empfinde.

Was mich bei euch interessieren würde: gibt es bei euch häufiger Animal hoarder Fälle? Also sind das Einzelfälle oder stellt es ein richitges Problem (für den Tierschutz) dar?

Bei mehr als 6 Katzen sollte man auch genug verdienen, um die Kosten tragen zu können - auch im Krankheitsfall der Katzen. Auch da wäre es interessant zu wissen, inwiefern die Menschen bei euch in der Gegend in der Lage sind, die Kosten der Tierhaltung zu tragen?

christine
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