Wachstumsfugen und Kastration

Es gibt verschiedene Meinungen bezüglich des richtigen Zeitpunkts für eine Kastration. In der überwiegenden Zahl der Fälle werden Katzen nach dem Eintritt der Geschlechtsreife kastriert.
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elmo
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Wachstumsfugen und Kastration

#1

Beitrag von elmo » So 22. Sep 2013, 11:39

Hallo,

sicher haben viele von euch schon einmal gelesen, dass der Zeitpunkt der Kastration einen Einfluss auf die Wachstumsfugen hat.
Mir ist aufgefallen, dass kaum jemand (inclusive mir) weiss was Wachstumsfugen eigentlich sind, ich habs daher einmal nachgeschaut:
http://www.medizinfo.de/becken/anatomie ... ugen.shtml
http://de.wikipedia.org/wiki/Epiphysenfuge

Das heisst also, sind die Wachstumsfugen einmal geschlossen, dann endet das Längenwachstum.
Anscheinend gibt es aber bisweilen Probleme mit dem richtigen Verknöchern dieser Fugen und das führt nicht nur zu einem veränderten Längenwachstum sondern scheinbar auch dazu, dass diese Stellen, an denen die Wachstumsfugen waren, schneller brechen können.

Ich habe eine neue Studie zu dem Thema des Einflusses der Kastration auf den Wachstumsfugenverschluss gefunden:
http://jfm.sagepub.com/content/early/20 ... 02977.long

Dort heisst es:

"The physis is a weak link in the immature skeleton being prone to failure during trauma,26 and this leads to potential concerns that later closure could lead to a higher incidence of fractures involving the physis.27,28 Epiphyseal separation at the distal femur has been noted to occur in adult cats and the conclusion was made that a line of weakness must still have been present in order for this to occur.29"

(Diese Fuge ist eine schwache Linie in dem unfertigen Skelett die für verletzungsbedingte Fehler anfällig ist und dies führt zu der begründeten Sorge, dass ein späterer Verschluss dazu führen könnte, dass häufere Probleme mit Brüchen im Zusammenhang mit der Wachstumsfuge geben kann. Man hat beobachtet, dass ein Abriss an der Epiphysenfuge des distalen Femurs (also des unteren Oberschenkelknochens) auch bei erwachsenen Katzen statt findet und es wurde der Schluss gezogen, dass diese "Linie der Schwäche" immer noch vorhanden ist damit dies passieren kann).

Vor dem Hintergrund scheint mir, dass man das veränderte Verhalten des Wachstumsfugenschlusses bei Katzen nicht einfach so "abtun" sollte.

In dieser Studie wurde untersucht, ob Geschlecht und/oder Rasse einen Einfluss auf diesen Fugenschluss haben. Leider konnte man, auf Grund der fehlenden Infos über den Kastrationszeitpunkt, keine Rückschlüsse auf den Einfluss von diesem treffen.

Gezeigt werden konnte aber, dass es bei weiblichen Katzen der Wachstumsfugenschluss nicht abhängig von einer Kastration ist. Bei männlichen Katzen dagegen konnte man nachweisen dass einige (aber nicht alle untersuchten) Fugen bei Kastraten länger unverknöchert bleiben.

Liebe Grüße
Andrea

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Taggecko
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Re: Wachstumsfugen und Kastration

#2

Beitrag von Taggecko » So 22. Sep 2013, 18:55

Also bei Menschen gibt es den eunuchoiden Hochwuchs, z.b. Bei Chromosomenstörungen wie Klinefelter oder ähnliches.
Auch die Kastraten früher waren eher größer.
Heute wird ja hier mit Hormonen substituiert.
Frauen z.b. mit einem Turnersyndrom XO oder anderen hormonellen Störungen blieben eher klein.
Grüße von Eva

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elmo
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Re: Wachstumsfugen und Kastration

#3

Beitrag von elmo » Di 24. Sep 2013, 06:40

Hallo Eva,

ja, diesen Grössenzuwachs hat man ja auch in der Schlachttierproduktion lange genutzt (Ochsen, Hammel, Kuder).

Ich habe aber noch einen anderen Text gefunden, dort steht explizit, dass Katraten gefährdet gegenüber diesen Knochenbrüchen sind:

http://books.google.de/books?id=ZiWOWF5 ... on&f=false

Dort steht explizit: ...die Kastration von noch nicht ausgewachsenen Katzen beiderlei Geschlechts begünstigt Salter-Harris-Frakturen...

(Salter-Harris-Frakturen sind Frakturen entlang dieser Wachstumsfuge).

Dieses Argument der Gegner früher Kastrationen sollte man also nicht wirklich einfach so vom Tisch wischen mit "mir doch egal wie gross mein Kater wird, ich will ihn ja eh nicht ausstellen" was ich sinngemäss häufig genug gelesen habe.

Edit: ich sehe, du hast einen neuen Avatar - hast du eine neue Pflegekatze aufgenommen?


Liebe Grüße
Andrea

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Re: Wachstumsfugen und Kastration

#4

Beitrag von Barbara » Di 24. Sep 2013, 10:58

Hallo Andrea,

das ist eine interessante Information, das wusste ich auch noch nicht - vielen Dank dafür. Ist bei mir ja auch in nächster Zeit wieder aktuell das Thema. Dann werde ich mit der Kastration von Mari warten, ich denke wenn sie ein Dreivierteljahr alt ist, also im Januar, dann sollen die Wachstumsfugen geschlossen sein oder? Aber bis dahin wird sie sicherlich schon das erste Mal rollig sein und die Tierärztin sagte, wenn ich sie danach kastrieren lasse, müsse sie erst Hormone bekommen - die will ich ihr ehrlich gesagt auch nicht geben..... also doch vor der ersten Rolligkeit kastrieren??? Wobei man ja eh nie soooo genau weiß, wann die einsetzt und wenn mans merkt, isses zu spät..... Hmm, was tun?
Liebe Grüße
Barbara

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Re: Wachstumsfugen und Kastration

#5

Beitrag von krummbein » Di 24. Sep 2013, 11:11

Hallo!
Dieses Thema kam mir so seltsam vertraut vor.
Heute morgen habe ich mal in einem anderen Forum recherchiert, und tatata, 2 Treffer waren von mir produziert.
Juni 2010: (es ging um Momo:"Hinterbein hochziehen und fauchen")
So, gerade komm' ich von der TK.
Das, was der TA damals am RÖ Bild vermutet hat, hat sich bestätigt (ich konnte es damals kaum nachvollziehen):
es hat sich am Gelenk eine Wachstumsspalte extrem nicht geschlossen (links), rechts geht es.
Es sieht aus wie ein abgesplitterter Knochen.
Im Vergleich 5 Wochen<-> heute R und L sieht man es ganz deutlich.
Wirbelsäule: nur "Unregelmäßigkeiten" im Schwanzbereich, was aber von der Lagerung auf dem RÖ Tisch herrühren könnte.
Momo ist jetzt 13 Monate alt, wir haben sie mit 7 Monaten vom TS übernommen, aus einer spanischen Tötungsstation. Die TÄ vermutet, dass eine Mangelernährung in den ersten Monaten die Ursache ist.
Ich habe meine Beobachtungen bei 6 Tr. metacam erzählt und wir kamen überein, die nächsten 5 Tage nur 2-3 Tropfen/Tag zu geben.
Momentan liegt sie schnurrend auf meinem Schoß (extrem seltene Situation bei der Hummelfutt!) und ich kann nur mit einer Hand tippen.
Zum Knochenaufbau gebe ich ihr canosan (kriegt Tatze wegen seines fehlenden Hüftgeleks auch).
Ich hoffe, dass wird keine Dauerangelegenheit
LG,
krummbein
Mhh, vorher hatte ich das auch noch nie gehört..

Liebe Grüße,
Susanne

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Re: Wachstumsfugen und Kastration

#6

Beitrag von Juno » Di 24. Sep 2013, 13:55

24. Sep 2013, 10:58 » Barbara hat geschrieben:Hallo Andrea,

das ist eine interessante Information, das wusste ich auch noch nicht - vielen Dank dafür. Ist bei mir ja auch in nächster Zeit wieder aktuell das Thema. Dann werde ich mit der Kastration von Mari warten, ich denke wenn sie ein Dreivierteljahr alt ist, also im Januar, dann sollen die Wachstumsfugen geschlossen sein oder? Aber bis dahin wird sie sicherlich schon das erste Mal rollig sein und die Tierärztin sagte, wenn ich sie danach kastrieren lasse, müsse sie erst Hormone bekommen - die will ich ihr ehrlich gesagt auch nicht geben..... also doch vor der ersten Rolligkeit kastrieren??? Wobei man ja eh nie soooo genau weiß, wann die einsetzt und wenn mans merkt, isses zu spät..... Hmm, was tun?

FRÜHkastration meint Kastration vor der 12. Lebenswoche.
Alles andere danach ist eine ganz normale Kastra. Und die sollte bei Weibchen doch bitte vor der ersten Rolligkeit erfolgen, da diese 1. Stress bedeutet, für alle Tiere im Haushalt und den Halter und 2. jede nicht gedeckte Rolligkeit das Risiko von Mammatumoren steigert.

Mir ist das vergleichsweise geringe Risiko von eventuellen Brüchen entlang der Wachstumsfugen tatsächlich ziemlich egal, wenn man die Risiken einer zu späten Kastration betrachtet.
Aus Tierschutzgründen ist es das einzig Verantwortliche, Katzen ausschließlich kastriert zu vermitteln, ob ich sie nun als Züchter oder als Tierschützer weitergebe. Wenn ich sie nicht frühkastrieren möchte, dann muss ich mit der Vermittlung eben so lange warten, bis die Katzen das von mir als angemessen angesehene Alter für eine Kastra erreicht haben.

edit: das hier:

...die Kastration von noch nicht ausgewachsenen Katzen beiderlei Geschlechts begünstigt Salter-Harris-Frakturen...

erscheint mir nicht wirklich schlüssig, wenn vorher im selben Text steht, dass der Zeitpunkt der Kastration keinen Einfluss auf den Fugenschluss hat.
Der einzige Unterschied ist ja wohl gewesen, dass die mit proximalen Wachstumsfugen sich bei Katzen, die mit 7 Wochen kastriert haben, später geschlossen haben als bei Katzen, die mit 7 Monaten kastriert wurden.
Außerdem fehlt mir eine Angabe, wie viele frühkastrierte Katzen aus den Studiengruppen denn tatsächlich Salter-Harris-Frakturen aufgewiesen haben.

Davon ab: Einige Katzenrassen sind erst mit 3 oder 4 Jahren ausgewachsen. Wann soll ich die denn dann bitte kastrieren lassen?
Ich glaube, dass geistiger Fortschritt an einem gewissen Punkt von uns verlangt,
dass wir aufhören, unsere Mitlebewesen zur Befriedigung unserer körperlichen Verlangen zu töten.
Mahatma Gandhi
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Re: Wachstumsfugen und Kastration

#7

Beitrag von Barbara » Di 24. Sep 2013, 19:00

Bisher wurden meine Katzen mit 6 Monaten kastriert, ich hatte, weil mein Lebensgefährte meinte länger warten zu müssen, die Tierärztin gefragt, die meinte bis Mãrz nãchstes Jahr sei Zeit, vorher würde Mari nicht rollig. Aber dann ist sie ja schon fast ein Jahr alt, das kann ich mir gar nicht vorstellen, dass es so lange dauert, bis sie das erste Mal rollig wird.....naja, von der momentanen Tä bin ich eh nicht begeistert, meine bisherige praktiziert ja nicht mehr. Ich glaub ich werd dann doch den längeren Weg in Kauf nehmen und zu der Frau fahre, bei der ich schonmal vertretungsweise war. Vielleicht sollte ich dann doch noch einen Termin in diesem Jahr anstreben!!
Liebe Grüße
Barbara

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Re: Wachstumsfugen und Kastration

#8

Beitrag von elmo » Di 24. Sep 2013, 19:18

Hallo,

also- ich trag grade erst mal Infos zusammen. Siehe bitte auch den anderen Beitrag zur Kastration.

Es gibt offensichtlich verschiedene Studien, die teilweise zu verschiedenen Schlüssen gelangen.

In jedem Fall würde ich den Kastrationszeitpunkt meiner Katze mit meinem TA besprechen und vor allem auch von den Umständen abhängig machen.

Ich habe beispielsweise alle Kitten hier - auch diejenigen die ich als Kitten in Liebhaberhände verkauft habe - unkastriert abgegeben, lediglich mit der Auflage bis zur Vollendung des 12 Lebensmonats eine Kastration durchzuführen (bzw. durchführen zu lassen). Aber: ich verkaufe ja auch nicht in Freigang, von daher ist die Gefahr, dass die Katzen vor einer Kastration gedeckt werden oder decken recht gering (wenns nicht extra gemacht wird).

Die Kater, die hier wohnen geblieben sind, sind dagegen alle vor der Vollendung des 5ten Lebensmonats kastriert gewesen. Da war mir einfach die Gefahr zu gross dass ein Frühreifes Dingens hier wen deckt.

Von daher handhabe ich diese Dinge schon nicht einheitlich, sondern so wie es mir wichtig erscheint.

Wenn ich "Indoor-Kater" hätte (und keine potenten Mädels), die ich kastrieren lassen müsste, so würde ich sie wahrscheinlich nicht vor dem Ende des Hauptwachstums kastrieren lassen - oder alternativ halt wenn ich merke, dass ihr Urin streng riecht.

Wenn ich Indoor-Mädels hätte (und keine potenten Kater) dann würde ich sie so spät wie möglich kastrieren lassen bevor sie das erste Mal rollig würden. Also schon spätestens mit einem halben Jahr (das ist ja auch ein wenig Jahreszeitenabhängig) da die Kastration vor der ersten Rolligkeit die Gefahr später im Leben an Mamatumoren zu erkranken drastisch senkt.
(@Simone - so weit ich weiss ist es aber so, dass es - hat man die erste Rolligkeit verpasst - nur noch marginale Unterschiede bezüglich der Anfälligkeit für Mamatumore macht ob man dann nach der fünften oder zehnten Rolligkeit kastriert - oder gibt es dazu neuere Erkenntnisse die ich nicht kenne?).

Wenn ich Outdoorkatzen beiderlei Geschlechts hätte, dann würde ich sie so oder so spätestens mit einem halben Jahr kastrieren lassen.

Das Problem der sich verzögert schliessenden Wachstumsfugen ist übrigens, wenn ich das richtig verstanden habe, kein Problem von "Frühkastrationen" sondern allgemein von frühen Kastrationen.

Liebe Grüße
Andrea

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Re: Wachstumsfugen und Kastration

#9

Beitrag von Barbara » Di 24. Sep 2013, 19:49

Danke Andrea für Deine Ausführungen - ich denk, ich werd meinen Lebensgefährten das mal lesen lassen und ihn umstimmen, dann seh ich zu für Ende Oktober einen Kastrationstermin zu bekommen, dann ist die kleine Mari ein halbes Jahr und ich riskiere nicht, dass sie vorher rollig wird.

Danke Euch!
Liebe Grüße
Barbara

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Re: Wachstumsfugen und Kastration

#10

Beitrag von Mohrle » So 21. Feb 2016, 18:33

Hallo Ihr Andrea/ Elmo :wgirl
Nachdem mein Sohn mit Familie Anfang Dez. 2015 Zwei Regdolls Vom Züchter bekommen haben
hat mich dieses Kastratsionsthema interressiert !
Sohn und Schwiegertochter sind Katzenerfahren und mußten im vergangenen Sommer Ihre
beide fast 17 jährigem Perser gehen lassen !
Nun sind Mira und Blue- Balu (Halbgeschwister ) gut 6 Monate alt und nach eingehender Untersuchung
Ist ihr TA der Ansicht ,es hätte noch Zeit mit der Kastra. :shock:

Sollte die Problematik mit den Wachstumsfugen sich so verhalten wie Ihr das 2013 beschrieben habt
könnte ich das nachvollziehen!... Nur ... was ist wenn Balu und Mira plötzlich Potent/Rollig werden ??
Ich kann mir nicht vorstellen ,das der TA die Trächtigkeit dann unterbricht ,und was sagt der Züchter
zu solch einem Fall !! Mira hat schon als Kitten bei 2 Ausstellungen Preise bekommen

Trotz fleißigem Googlen ,habe ich keine Neueren Berichte oder Forschungsergebnisse in dieser Richtung gefunden !
Kann es auch sein ,das Regdolls Spätentwickler sind ,und ich nur übervorsichtig reagiere ?
Liebe Grüße
Renate und Nuri

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