verkümmerter Süss-Rezeptor bei Karnivoren

Allgemeine Fragen und Antworten zur Ernährung von Katzen
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elmo
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verkümmerter Süss-Rezeptor bei Karnivoren

#1

Beitrag von elmo » Fr 8. Jun 2012, 20:37

Hi,

http://www.pnas.org/content/109/13/4956.abstract

Forscher haben untersucht warum Katzen kein "süss" schmecken können, das liegt daran, dass die Entwicklung des Süss-Rezeptors auf Grund einer Mutation gestört ist.

Interessanterweise ist das ebenso der Fall bei etlichen anderen rein karnivoren Spezies, Katzen haben das also mit einigen anderen Fleischfressern wie Hyäne, Seelöwe und bestimmten Delphinen gemeinsam.

Das ist ein typisches Merkmal in der Evolution - Dinge die nicht gebraucht werden die werden einfach langsam verloren....

Wieder ein Beweis mehr für das "Fleischfressertum" unserer kleinen Raubtiere.

Liebe Grüße
Andrea

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Re: verkümmerter Süss-Rezeptor bei Karnivoren

#2

Beitrag von Gast 55 » Fr 8. Jun 2012, 21:45

Hallo Andrea

Ich hatte gelesen dass Wissenschaftler als nächstes untersuchen, ob die Katzen wegen ihrer veränderten Geschmacksknospen zu reinen Fleischfressern geworden sind oder ob die ständige proteinreiche und kohlenhydratarme Nahrung die Rezeptoren verändert hat.

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elmo
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Re: verkümmerter Süss-Rezeptor bei Karnivoren

#3

Beitrag von elmo » Fr 8. Jun 2012, 21:57

Hm,

so unterschiedlich kann mans verstehen. Ich hatte das so verstanden, dass die Funktionalität dieser Rezeptoren einfach die Bedeutung verloren hat.
Evolutionstechnisch ist es normal, dass Dinge die keinen selektiven Vorteil mehr haben dann einfach so nach und nach verschwinden, da keine "evolutionäre Energie" mehr in ihre Aufrechterhaltung verschwendet wird.
Daher sind anscheinend unabhängig voneinander bei vielen reinen Fleischfressern die Süssrezeptoren (die wir ja brauchen können um reifes von unreifem Obst zu unterscheiden) abhanden gekommen...

Liebe Grüße
Andrea

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Re: verkümmerter Süss-Rezeptor bei Karnivoren

#4

Beitrag von Gast 55 » Do 14. Jun 2012, 09:22

so unterschiedlich kann mans verstehen. Ich hatte das so verstanden, dass die Funktionalität dieser Rezeptoren einfach die Bedeutung verloren hat.
Hallo Andrea
ich hatte gelesen dass Wissenschaftler als nächstes untersuchen, ob die Katzen wegen ihrer veränderten Geschmacksknospen zu reinen Fleischfressern geworden sind oder ob die ständige proteinreiche und kohlenhydratarme Nahrung die Rezeptoren verändert hat.
Dies steht noch an und wird in der nächsten Zeit untersucht.Derzeit noch nicht so relevant.Hätte ich mal deutlicher herausstellen sollen :oops:

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Re: verkümmerter Süss-Rezeptor bei Karnivoren

#5

Beitrag von elmo » Do 14. Jun 2012, 09:47

OK, danke für die Aufklärung. Ich hatte mich echt schon gewundert, dass ich das ganz anders verstanden hatte.

Ich bin gespannt, was wir dazu noch hören werden.

Liebe Grüße
Andrea

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Gast 55

Re: verkümmerter Süss-Rezeptor bei Karnivoren

#6

Beitrag von Gast 55 » Do 14. Jun 2012, 12:04

Hallo Andrea
Da bin ich auch schon neugierig drauf. :wink:

Was ich noch gelesen hatte..

...Es liegt ja nun mit am Fress-Verhalten.Die einen schlingen die Beute im ganzen ,die anderen zerlegen .
Der treibende Faktor dahinter dürfte somit vermutlich die Art der Nahrung und auch die Ernährungsweise sein.
Auffallend ist, dass sich bei jeder Art das Gen für den Rezeptor anders verändert hat.

Geschmacksrezeptoren sind ja nicht nur auf der Zunge, sondern auch in anderen Organen der Bauchspeicheldrüse , der Lunge oder dem Darm.
Meinst du dass sich diese Gen-Defekte auf andere Funktionen auswirken könnten?
Würden sie ersetzt und vor allem, wie und wo könnte das passieren?

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Re: verkümmerter Süss-Rezeptor bei Karnivoren

#7

Beitrag von elmo » Do 14. Jun 2012, 14:53

Hallo,
Gast 55 hat geschrieben: Auffallend ist, dass sich bei jeder Art das Gen für den Rezeptor anders verändert hat.
nun ja, das ist nun nicht unbedingt auffallend sondern für etwas "unbenutztes" eher normal.
Du weisst es wahrscheinlich sowieso, aber ich möchte noch mal das "normale" Aufrechterhalten einer Funktion von "irgendwas" berichten.
Das codierende Gen für "irgendwas" wird regelmässig und immer wieder von Mutationen betroffen werden, es wird im Körper immer ein ziemlicher Aufwand betrieben die dann zu reparieren und wenn ein wichtiges Gen nicht repariert werden kann, so werden die Kinder das kaputte Gen erben - und damit von einem funktionsfähigen "irgendwas" nun einen Schritt entfernt sein.
Wenn das "irgendwas" wichtig war fürs überleben, dann werden die Nachkommen mit dem kaputten "irgendwas" halt weniger Fortpflanzungserfolg haben, und so sterben sie halt zügig wieder aus. Ist das "irgendwas" ganz egal fürs Überleben (und das ist bei Süssrezeptoren von "echten" Karnivoren der Fall) dann können sich die Nachkommen mit dem kaputten "irgendwas" ganz genauso gut fortpflanzen wie die anderen - vielleicht sogar noch besser, da keine unnötige Energie mehr in das Auslesen und Ausführen des kaputten "Irgendwas-Code" gesteckt werden muss.
So setzt sich nach und nach in der Population das kaputte Irgendwas durch - wenn es Vorteile hat sogar zügig.
Da aber bei den Katzen wahrscheinlich was anderes kaputt gegangen ist als bei den Delphinen hat sich dort dann auch eine andere Mutation durchgesetzt.

Das ist so, als würde im Jahr 2100 in zwei Nachbardörfen jeweils ein alter VW-Käfer auf dem Dorfplatz be"tüddelt", also geputzt und poliert ohne dass man noch Benzin hätte um ihn zu fahren. Mit Sicherheit wären beide hochglänzenden Käferlinge sehr schön erhalten und sähen gut aus würden aber kaum noch voll funktionsfähig sein. Dabei wäre es aber dem Zufall überlassen gewesen was kaputt gegangen wäre, also vielleicht bei dem einen die Bremse, beim anderen die Kupplung. Was ich sagen wollte, was unnötig ist, das wird nicht unbedingt fehlerfrei erhalten. Gut erhalten wäre bei beiden der Lack und das Chrom, weil das ist ja für die Funktionalität die sie dann hätten (nämlich schön auszusehen) von hoher Wichtigkeit...
Funktionslose Reste (Rudimente) kann man heute an vielen Stellen im Tierreich sehen, bestimmt hast du davon schon gehört (Hüftknochen bei Walen, Haare bei Menschen, Flügel beim Strauss, kaputte Süssrezeptoren bei Katzen).
Gast 55 hat geschrieben: Meinst du dass sich diese Gen-Defekte auf andere Funktionen auswirken könnten?
Würden sie ersetzt und vor allem, wie und wo könnte das passieren?
Ich persönlich denke, dass überall dort, wo die Funktionalität wichtig ist, sie auch nicht verloren gehen wird, sondern nur dort, wo sie eh überflüssig ist - so entwickeln sich Tiere weiter. Die gesparte Energie kann nun anderswo eingesetzt werden. Nun ja, denke ich zumindest.


Liebe Grüße
Andrea

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Re: verkümmerter Süss-Rezeptor bei Karnivoren

#8

Beitrag von Gast 55 » Do 14. Jun 2012, 15:42

Hallo Andrea

Danke für die Erklärung ,so ist es für alle verständlicher.
Ich persönlich denke, dass überall dort, wo die Funktionalität wichtig ist, sie auch nicht verloren gehen wird, sondern nur dort, wo sie eh überflüssig ist - so entwickeln sich Tiere weiter. Die gesparte Energie kann nun anderswo eingesetzt werden. Nun ja, denke ich zumindest.
Leuchtet ein,nur kann es auch eine erzwungene Funktion sein-
ob die ständige proteinreiche und kohlenhydratarme Nahrung die Rezeptoren verändert hat.
In der Umkehr gedacht.Muss ja nicht sein,das habe ich nur etwas weiter gesponnen.

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