Hallo Andrea,
ich ging eher davon aus auf Seite 38 fündig zu werden und von da aus weiter zu lesen.
edit:
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KLICK
Es wird angenommen dass in einem Mehr-Katzen-Haushalt unter den Katzen eine Hierarchie besteht. Dies mag zwar für Hunde gelten, frühere Studien an Katzengruppen wurden jedoch nicht in „typischen“ Katzenpopulationen durchgeführt (es wurde z.B. eine Gruppe gleichgeschlechtlicher Laborkatzen untersucht) oder lieferten aus anderen Gründen (es wurden z.B. 14 Katzen auf einem Bauernhof auf eine Hierarchie untersucht, die Ergebnisse widersprechen sich aber: es kam bei der Stützung auf unterwürfiges/defensives Verhalten eine andere Hierarchie zustande als bei der Stützung auf „freundschaftliches“ Verhalten) keine befriedigenden Ergebnisse/Beweise. Diese Studie soll auf einen möglichen Zusammenhang mit Territorialverhalten prüfen, und schließt gleichzeitig aber nicht aus dass möglicherweise unbekannte Faktoren bei den Strukturen in der Hierarchie eine Rolle spielen.
Eine Gruppe von 9 Katzen (3 Kater, 6 Kätzinnen, Alter: 2-8 Jahre) wurde untersucht. Die Katzen leben auf 2 Etagen (95m²) mit freiem Zugang nach draußen. Neue Katzen kamen im Alter bis zu 12 Wochen zur Gruppe, alle außer der jüngsten Kätzin sind kastriert/sterilisiert. Die Katzen sind teilweise miteinander verwandt. Über 2 Wochen wurden 112 Aufenthaltsbeobachtungen und 56 Stunden Videomaterial beim Zusammentreffen zweier Katzen ausgewertet.
Die Einteilung des Verhaltens erfolgte in:
„aggressives“ Verhalten (Angriff, mit der Pfote schlagen, beißen, mit dem Schwanz „wedeln“/schlagen bei gleichzeitigem fixieren des Artgenossen),
„defensives“ Verhalten (Flucht, die Ohren zurücklegen, fauchen),
„freundschaftliches“ Verhalten (sich aneinander reiben, sich gegenseitig putzen, miauen),
und „wachsames“ Verhalten (den Artgenossen beobachten und/oder aus dem Weg gehen).
Die Untersuchungen wurden wiederholt nachdem die jüngste Kätzin geworfen hatte (Kittenalter 3-5 Wochen) und die Ergebnisse miteinander verglichen
Ohne Kitten zeigten alle Katzen 106 mal „aggressives“ Verhalten, 132 mal „defensives“ Verhalten, 143 mal „freundschaftliches“ Verhalten und 262 mal „wachsames“ Verhalten. Etwa 1/3 der Beziehungen/Interaktionen konnte nicht genau zugeordnet werden. Man stellte einen Zusammenhang zwischen defensivem und freundschaftlichem Verhalten fest. 4 der Kätzinnen beanspruchten ihren Schlafplatz exklusiv, aber weder besonders freundschaftliches noch besonders defensives Verhalten konnte bei diesen Katzen festgestellt werden. Obwohl das Exklusivrecht auf den Schlafplatz die These stützt dass in einer Gruppe von Katzen einige Tiere eigene kleine Territorien beanspruchen konnte kein Zusammenhang zwischen der Distanz der Lieblingsschlafplätze zu den anderen 3 Verhalten festgestellt werden. Bei territorial motiviertem Verhalten würde man davon ausgehen, dass die meisten Interaktionen an der Territoriumsgrenze stattfinden würden, dies konnte jedoch nicht bestätigt werden. Die meisten Interaktionen fanden dort statt wo gefüttert wurde!
Mit den Kitten: 7 der Katzen wohnten nur noch im Erdgeschoss (die Kitten waren im Obergeschoss), welches einer Verdoppelung der Besatzungsdichte bedeutet. Diese 7 Katzen verbrachten nicht signifikant mehr (nur 5%) Zeit draußen, aber es konnte ein Anstieg bei „wachsamen“ Verhalten um 61% und bei „freundschaftlichem“ Verhalten sogar um 150% festgestellt werden. „Aggressives“ und „defensives“ Verhalten erhöhte sich jedoch nicht signifikant.
Mit keinem der 4 untersuchten Verhalten lässt eine Hierarchie oder „Dominanz“ herleiten/erklären, es wurden keine signifikanten Zusammenhänge festgestellt. Wenn „Dominanz“ mit aggressivem und defensivem Verhalten erklärt werden könnte dann müssten bei höherer Bevölkerungsdichte auch entsprechend mehr solcher Interaktionen statt finden, aber das Gegenteil ist der Fall: mit größerer Besatzdichte gingen die Katzen Konfrontationen mehr aus dem Weg, zeigten mehr freundschaftliches Verhalten.
Dies lässt den Schluss zu dass für Katzen Freundschaften, Koalitionen und Konfliktvermeidung sehr wichtig im Zusammenleben mit Artgenossen sind.