Ich denke, so ganz kann man das gar nicht schaffen, vollkommen nach seinen moralischen Vorstellungen zu leben - irgendwie muss man irgendwo immer Kompromisse eingehn, weil entweder die finanziellen Mittel nicht ausreichen, alles so durchzuziehen wie man möchte, oder eben andere Gegebenheiten dagegenstehn. Bei mir ist es oft meine blöde Allergie, die mich treibt, viel im Internet zu bestellen, da ich schlecht in Geschäfte gehn kann. Natürlich kann man auch im Internet vieles bestellen, das o.k. ist, aber eben viel mehr, das nicht o.k. ist. Es kommt halt immer auch auf den Preis an, wobei man schon darauf achten kann, wo und unter welchem Bedingungen die Produkte hergestellt werden. Beim Hausbau damals haben wir sehr darauf geachtet, Firmen aus dem Ort bzw. der Umgebung zu beauftragen,die wir kennen und von denen wir wissen, woher sie ihr Material beziehen. Wir haben für jedes Gewerk selbst eine kleine Ausschreibung zusammengestellt und uns gekümmert, Schlüsselfertig war für uns keine akzeptable Alternative.
Diese laufenden und allgemeinen Dinge - egal wie sie sich nun nennen - sind die eine Seite, die andere Seite ist der Umgang mit anderen Lebewesen, egal ob eigene Haustiere, fremde Haustiere oder von diesen angeschleppte "Futtertiere". Ich habe noch jede Maus/jeden Vogel/jede Eidechse, Schmetterling, Spinne, etc. die ich noch erwischen konnte, vor den Katzen gerettet, aber alle hab ich natürlich nicht erwischt. Wobei diese Tiere ja auch so gesehen "verwertet" worden wären von den Katzen, aber es tut mir halt leid, wenn ich das sehe.
Tiere für Geld töten oder wegen Geld sterben lassen, könnte ich nie - eher würde ich auch für fremde Tiere mein letztes Geld für den TA ausgeben, und wenn es nur dazu dienen würde, Leiden zu verkürzen. Ich muss noch heute oft daran denken, dass ich mal eine von Freddy angebissene und dann lebend liegengelassene Maus erschlagen musste- das war sehr schlimm.
Es ist schon seltsam, wie das Verhalten der Menschen in der Gruppe sich ändert, und moralische Bedenken über Bord geworfen werden. Vielleicht erscheint das mir auch so abwegig, weil ich mich ja nun selten in "Gruppen" aufhalte und eher alleine zuhause bin (bzw. sein muss). Was Tinker geschrieben hat, kann ich nur bestätigen - je mehr Menschen an einem Unfallort "glotzen", desto weniger Helfer findet man - jeder denkt wohl, es sind ja genug andere da, die das machen können. Andererseits habe ich auch schon Helfer erlebt, die nach wirklich heftigen Unfällen geholfen haben, nachher selbst traumatisiert waren und dann keinerlei Hilfe erfahren haben, obwohl der psychische Zustand zweifelsfrei auf ihre Erlebnisse als Helfer zurückzuführen war...
Das mit dem Schweinezüchter, den Susanne erwähnt hat, kenne ich auch - und finde es ebenfalls gut. Natürlich wird auch hier ein Tier getötet, aber es wird verwertet. Wobei ich dort kein Schwein aussuchen könnte, dass dann eben deswegen getötet wird, weil ich es gerade ausgesucht habe - irgendwie sperrt sich da was in mir. Wir haben hier ganz in der Nähe einen Rinderzüchter,
http://www.highlandcattle-hunsrueck.de/index.html
bei dem man auch Fleisch bestellen kann - allerdings kann man das Tier nicht auf der Weide aussuchen, damit habe ich dann kein Problem - man sieht die Tiere täglich, weiß was sie essen und was nicht, sie sind Sommer wie Winter draußen und das Fleisch ist top. Die Tiere werden nicht mit Medikamenten vollgestopft, dürfen länger leben um ihr Gewicht auf natürlichem Wege zu erreichen, werden nicht stundenlang transportiert, nicht gequält und haben ein gutes Leben - so sollte es überall sein.
Das Video stimmt nachdenklich, keine Frage - vielleicht kommt es durch das vermehrte Nachdenken über dieses Thema auch bei dem einen oder anderen, mich eingeschlossen, dazu, dass man sich öfter mal selbst "erwischt" und einfach öfter besser nachdenkt, bevor man eine Idee in die Tat umsetzt und dann nachher erst bedenkt, dass das nicht so dolle war, in welcher Weise auch immer.