käufliche Moral?

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elmo
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käufliche Moral?

Beitrag von elmo » Fr 29. Mai 2015, 21:38

Hi,

hier, das ist ein nettes Filmchen, hab ich heute von Xeni geschickt bekommen:

http://www1.wdr.de/mediathek/video/send ... start=true

Irgendwie schon krass, obwohl ich auch gedacht habe: "Ja, das ist wirklich so".

Bei mir wahrscheinlich nicht anders als bei anderen Menschen. Gut zu wissen, damit man bei sich selber auf der Hut ist.

Liebe Grüße
Andrea

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Barbara
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Re: käufliche Moral?

Beitrag von Barbara » Fr 29. Mai 2015, 21:47

Danke Andrea. Erschreckend - also ich könnte Nachts nicht mehr schlafen, wenn ich wegen 10 Euro die Maus nicht gerettet hätte.... :cry2 traurig.
Liebe Grüße
Barbara

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Re: käufliche Moral?

Beitrag von elmo » Fr 29. Mai 2015, 21:57

Nun ja, man muss auch bedenken, dass sie offensichtlich Studenten als Testpersonen befragt haben. Da müsste man (im Vergleich) dir oder mir sicher eher 50 Euro für das Leben der Maus bieten, so "pi mal Daumen".

Interessant fand ich diese "Markteffekt" - den ich wirklich schon oft auch mir selber vorgebetet habe ("nur weil ich das jetzt nicht mehr kaufe bedeutet das ja nicht dass nun alles besser wird...")


Liebe Grüße
Andrea

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Re: käufliche Moral?

Beitrag von Barbara » Fr 29. Mai 2015, 22:08

Ich glaube nicht, dass es mir für 50 Euro dann damit besser ginge..... eine Einstellung kann man nicht bezahlen und ein Leben hat keinen "Kaufwert" denke ich.
Der "Markteffekt" ist interessant, ja, und ich glaube, dass viele Menschen so denken, da nehme ich mich auch nicht aus. Auch ich hab schon öfter gedacht, naja, alleine kann man da oder dort eh nichts ausrichten. Nur wenn alle so denken, dann wird sich nichts ändern, also zählt jeder Einzelne - oft siegt halt auch die Bequemlichkeit oder ein günstiger Preis, obwohl man genau weiß, dass es nicht o.k. ist - leider.
Liebe Grüße
Barbara

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krummbein
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Re: käufliche Moral?

Beitrag von krummbein » Fr 29. Mai 2015, 23:58

Hallo, ich konnte das Video nur die ersten 5 sec sehen, es war absehbar.
Korrigiert mich, wenn ich die Intention falsch aufgefasst habe..

Meine Momo frißt Tiere aus dem Garten. Tiere, die süß sind.
Wir haben Fleischfresser als Haustiere.
Stadtmenschen haben keine andere Möglichkeit, als Tiere töten zu lassen, um eigene Tiere am Leben zu erhalten.

Es gibt Internetseiten, wo Fotos von Schweinen gezeigt werden, die demnächst geschlachtet werden und man kann da Teile von diesen Schweinen ordern.
(Links muss ich raussuchen, ich bin grade zu platt) und diese Verkaufsseite funktioniert.
Ich fürchte, das ist eine Parallele zu der Studie.

Ich bin der Meinung, man muss nicht alles essen, was es gibt. Wir haben den Fleischkonsum extrem heruntergeschraubt, ich finde schon, dass man da ein Auge drauf halten soll.
Die Maus steht ja hier als Synonym: Fleischproduzent.

Bitte korrigeirt mich, wenn ich das falsch interpretiert habe.. wie geasgt, ich konnte es nicht weitersehen...
Liebe Grüße,
Susanne

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Re: käufliche Moral?

Beitrag von elmo » Sa 30. Mai 2015, 06:42

Hi Susanne,

schau es dir ruhig an. Es geht eigentlich darum wie sich die Bereitschaft etwas zu tun das man selber als "unmoralisch" empfindet höher wird, wenn man sich irgendwie versichert, dass "andere" das auch machen.
(das wars jetzt ganz grob).
Sehr spannend.

Liebe Grüße
Andrea

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Tinker
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Re: käufliche Moral?

Beitrag von Tinker » Di 2. Jun 2015, 21:41

Selbst für 50 oder mehr Euronen wäre ich den Deal mit der Maus nicht eingegangen. Dennoch macht diese Entscheidung mich moralisch nicht sauberer. Durch mein sonstiges Verhalten stütze ich das Ausnutzen von Tieren, das Töten von Tieren, aber eben auch das Ausnutzen von Menschen, die zu Hungerlöhnen Dinge (Kleidung, Möbel, aber auch Lebensmittel) herstellen, die ich preiswert erwerbe. Und obwohl ich dank Internet und Medien um die Lebensbedingungen von diesen Menschen weiß, kaufe ich die Dinge, von denen ich meine, sie zu brauchen. Ich kaufe sie preiswert und verdränge mein Wissen, weil ich es sonst nicht aushalten würde.

Es ist mir allerdings aus finanziellen Gründen auch nicht möglich, ein meinen moralischen Vorstellungen entsprechendes Leben zu führen.

Was das Phänomen der unterschiedlichen Entscheidungen im Video nach Anzahl der Beteiligten angeht: Es gibt eine Studie, der zu Folge weniger Menschen Rettungsmaßnahmen in einem konkreten Notfall ergreifen, je mehr Menschen anwesend sind. Irgendwie scheint der Mensch anders zu funktionieren, wenn die Gruppe, aus der heraus er handelt, überschaubar ist und wirkliche Anonymität nicht zu lässt.

Das Video macht schon nachdenklich.
LG Tinker

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Re: käufliche Moral?

Beitrag von krummbein » Mi 3. Jun 2015, 00:08

Hallo Regina, ja, das macht mich auch nachdenklich, daher versuche ich hier mein Möglichstes. Essen und Kleidung regional. WENN es geht.

Auch wenn ich weiß, dass meine Katze Mäuse und Vögel jagt und frisst, versuche ich sie zu retten und würde nie im Leben drauf kommen, für Geld dies zu beenden.
Aber da setzt es schon an, ich bezahle für Fleisch, damit meine Tiere ernährt werden.

Ich hab das schon irgendwo erwähnt, es gibt einen Schweinezüchter, wo man sich online das Schwein per Foto auswählen kann, was geschlachtet werden soll.
Manno, ich finde den link nicht.
Das finde ich heftig, aber wenn man mal drüber nachdenkt, ist das wirklich gut.
Der Unterschied ist, dass die Maus einfach tot ist, das Schwein gegen Geld aber weiterverwertet wird.
-------
Ich hab den link gefunden
http://www.meinekleinefarm.org/schweine

Ich hab gestern noch in einer fb Gruppe herumgezankt, weil einige sich aufgeregt haben, dass aus Kaninchenfell Katzenspielzeuge hergestellt werden.
Ich hab nur gesagt, wer seine Katzen vegan ernährt, werfe den ersten Stein. Darauf wurde die Diskussion gelöscht. Mein Argument: wenn ein Tier getötet wird, dann bitte alles verwerten.
Das ist meine Meinung.
Liebe Grüße,
Susanne

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Re: käufliche Moral?

Beitrag von Barbara » Mi 3. Jun 2015, 15:45

Ich denke, so ganz kann man das gar nicht schaffen, vollkommen nach seinen moralischen Vorstellungen zu leben - irgendwie muss man irgendwo immer Kompromisse eingehn, weil entweder die finanziellen Mittel nicht ausreichen, alles so durchzuziehen wie man möchte, oder eben andere Gegebenheiten dagegenstehn. Bei mir ist es oft meine blöde Allergie, die mich treibt, viel im Internet zu bestellen, da ich schlecht in Geschäfte gehn kann. Natürlich kann man auch im Internet vieles bestellen, das o.k. ist, aber eben viel mehr, das nicht o.k. ist. Es kommt halt immer auch auf den Preis an, wobei man schon darauf achten kann, wo und unter welchem Bedingungen die Produkte hergestellt werden. Beim Hausbau damals haben wir sehr darauf geachtet, Firmen aus dem Ort bzw. der Umgebung zu beauftragen,die wir kennen und von denen wir wissen, woher sie ihr Material beziehen. Wir haben für jedes Gewerk selbst eine kleine Ausschreibung zusammengestellt und uns gekümmert, Schlüsselfertig war für uns keine akzeptable Alternative.
Diese laufenden und allgemeinen Dinge - egal wie sie sich nun nennen - sind die eine Seite, die andere Seite ist der Umgang mit anderen Lebewesen, egal ob eigene Haustiere, fremde Haustiere oder von diesen angeschleppte "Futtertiere". Ich habe noch jede Maus/jeden Vogel/jede Eidechse, Schmetterling, Spinne, etc. die ich noch erwischen konnte, vor den Katzen gerettet, aber alle hab ich natürlich nicht erwischt. Wobei diese Tiere ja auch so gesehen "verwertet" worden wären von den Katzen, aber es tut mir halt leid, wenn ich das sehe.
Tiere für Geld töten oder wegen Geld sterben lassen, könnte ich nie - eher würde ich auch für fremde Tiere mein letztes Geld für den TA ausgeben, und wenn es nur dazu dienen würde, Leiden zu verkürzen. Ich muss noch heute oft daran denken, dass ich mal eine von Freddy angebissene und dann lebend liegengelassene Maus erschlagen musste- das war sehr schlimm.

Es ist schon seltsam, wie das Verhalten der Menschen in der Gruppe sich ändert, und moralische Bedenken über Bord geworfen werden. Vielleicht erscheint das mir auch so abwegig, weil ich mich ja nun selten in "Gruppen" aufhalte und eher alleine zuhause bin (bzw. sein muss). Was Tinker geschrieben hat, kann ich nur bestätigen - je mehr Menschen an einem Unfallort "glotzen", desto weniger Helfer findet man - jeder denkt wohl, es sind ja genug andere da, die das machen können. Andererseits habe ich auch schon Helfer erlebt, die nach wirklich heftigen Unfällen geholfen haben, nachher selbst traumatisiert waren und dann keinerlei Hilfe erfahren haben, obwohl der psychische Zustand zweifelsfrei auf ihre Erlebnisse als Helfer zurückzuführen war...

Das mit dem Schweinezüchter, den Susanne erwähnt hat, kenne ich auch - und finde es ebenfalls gut. Natürlich wird auch hier ein Tier getötet, aber es wird verwertet. Wobei ich dort kein Schwein aussuchen könnte, dass dann eben deswegen getötet wird, weil ich es gerade ausgesucht habe - irgendwie sperrt sich da was in mir. Wir haben hier ganz in der Nähe einen Rinderzüchter,

http://www.highlandcattle-hunsrueck.de/index.html

bei dem man auch Fleisch bestellen kann - allerdings kann man das Tier nicht auf der Weide aussuchen, damit habe ich dann kein Problem - man sieht die Tiere täglich, weiß was sie essen und was nicht, sie sind Sommer wie Winter draußen und das Fleisch ist top. Die Tiere werden nicht mit Medikamenten vollgestopft, dürfen länger leben um ihr Gewicht auf natürlichem Wege zu erreichen, werden nicht stundenlang transportiert, nicht gequält und haben ein gutes Leben - so sollte es überall sein.

Das Video stimmt nachdenklich, keine Frage - vielleicht kommt es durch das vermehrte Nachdenken über dieses Thema auch bei dem einen oder anderen, mich eingeschlossen, dazu, dass man sich öfter mal selbst "erwischt" und einfach öfter besser nachdenkt, bevor man eine Idee in die Tat umsetzt und dann nachher erst bedenkt, dass das nicht so dolle war, in welcher Weise auch immer.
Liebe Grüße
Barbara

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Re: käufliche Moral?

Beitrag von elmo » Do 4. Jun 2015, 19:03

Hallo,
3. Jun 2015, 15:45 » Barbara hat geschrieben: Tiere für Geld töten oder wegen Geld sterben lassen, könnte ich nie -
nun ja, ich persönlich denke mal, dass wir alle Geld dafür geben dass Tiere getötet werden, es also dann auch irgendwie akzeptabel finden sollten, dass Geld dafür genommen wird ein Tier zu töten. Die ganzen "Fleischhersteller" töten die Schlachttiere (und die Aufzieher vorher ziehen die Schlachttiere) ja nicht auf damit sie uns glücklich machen können, sondern damit sie unser Geld bekommen.

Von daher - wir sind alle daran gewöhnt dass man Tierleben gegen Geld handelt, irgendwie zumindest.

Aber ich hoffe auch, so wie Barbara das sagte, dass solche Informationen uns ab und an "aufmerksamer" machen können. Ich glaube, so lange man nicht streng lebender Frutarier (und selbst dabei bin ich mir nicht ganz sicher) ist ist man eigentlich immer irgendwie "Schuld" an dem Tod/Leid von irgendwas/wem anderen.
Das sollte man bei seinem Konsumverhalten nicht vergessen, auch wenns alle anders vormachen. Dass man alleine nicht die Welt retten kann ist klar, aber vielleicht sein eigenes "Wohlgefühl" und das obwohl man über das nachdenkt was man tut?

Liebe Grüße
Andrea

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