So, nun "habe ich fertig".
Ein Buch für Leute, denen es Spass macht darüber nachzudenken, wie sie ihre Katzen besser verstehen können, das Zusammenleben harmonischer gestalten können und ihren Katzen das Leben, das sie eben meist nicht als selbstbestimmter Freigänger führen, so artgerecht und angehm wie möglich zu machen.
Ich stimme dem zu, mal ein eher untypischer Katzenratgeber (im positiven Sinn). Schoen war schon mal gleich beim Aufschlagen, dass es mit einem Bekoff Zitat beginnt.
Ich fand die Theorielastigkeit nicht sehr ausgepraegt, im Gegenteil: fuer jemanden, der noch nichts oder nicht viel von Konditionierung und Lernen ueber Konditionierung weiss, ist es sehr verstaendlich geschrieben, das Wesentliche in Grundzuegen, und keine unnoetigen Details, die nur verwirren.
Gefallen hat mir auch gut, dass sie es dann sehr verstaendlich runterbricht auf Anwendungsbeispiele im Katzenalltag und die typischen Probleme im Zusammenleben mit Katzen (fruhmorges Nerven, Kloprobleme usw.).
Auch dass es Literaturverweise gibt, so dass man weiterlesen kann, wenn man mehr wissen moechte, ist fuer einen Ratgeber eine seltene und extrem nuetzliche Sache.
Und es sind wirklich ein paar nuetzliche Ideen drin, ein paar werde ich sicher ausprobieren... bzw. habe schon. Wie das Trockenfutterwerfen, auf das Harvey und auch Caya total abfahren.
Besonders interessant fand ich persoenlich die Zahlen zum Revier- und Platzvergleich von Wohnungskatze und Freigaenger. Das wusste ich nicht, und es erklaert vieles im Zusammenleben mit den Fellnasen.
Auf der Negativseite findet sich nicht viel.
Im letzten Teil wirkt das Ganze auf mich etwas zusammengekuerzt. (So als habe der Verlag auf einer Maximumanzahl von Seiten bestanden, ich sie hat sich dann ploetzlich sehr kurz gefasst, waehrend die sich vorm auch fuer Details viel "Platz" goennet.) Das wirkte auf mich etwas unausgewogen. Da der Hauptzweck des Buches das Verstehen der Katze ist, und der Transfer auf den Alltag, ist es verstandlich, dass sie vorn nicht viel kuerzen wollte. Aber die Balance im Buch leidet ein bisschen.
Das die zitierte Literatur nicht im englischen Original zitiert wird, sondern in der deutschen Uebersetzung, ist etwas "studentenlike" und eigentlich macht man das nicht. Man kann aber natuerlich verteidigen mit Hinblick auf die Zielgruppe, der Details nicht so wichtig sind.
Der Emotionsteil gefiel mir nicht so gut. Sie argumentiert, dass relativ unstrittig ist, dass Katzen primaere Emotionen (wie Freude, Angst, Aerger) und zumindest einige sekundaere haben. Da stimmt innerhalb der evolutionaeren Ansaetze, die sie offenbar bevorzugt, nicht aber in anderen Bereichen. Weggelassen hat sie auch, dass damit keineswegs gemeint ist, dass Katzen dieselben primaeren Emotionen wie wir Menschen etwa haben und sie genauso empfinden. Freude bei einer Katze ahnelt Freude bei uns, aber es ist ein deutlich komplexer Zustand bei uns, weil es komplett anders im System eingebettet ist, der sozusagen mehr Ebenen hat. Natuerlich gibt es eine gewisse Familienahnlichkeit.
Beide Aspekt fallen weg in der Emotionszusammenfassung, so dass ein etwas schiefes Bild entsteht.
Insgesamt, das positive ueberwiegt deutlich; ein spannendes Buch, dass ich mit Sicherheit weiterempfehlen wuerde.