Darmverschluss bei Katzen

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Joyce&Luna
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Darmverschluss bei Katzen

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Beitrag von Joyce&Luna » Fr 20. Sep 2013, 22:10

Darmverschluss bei Katzen
Allgemeines

Ein Ileus ist ein Verschluss des Dünn- oder Dickdarms. Der Darmverschluss kann zu lebensbedrohlichen Situationen führen, die einer sofortigen ärztlichen Behandlung bedürfen. Es gibt unterschiedliche Formen eines Darmverschlusses, die sich nach Ursache und Lokalisation unterscheiden lassen.

Eine komplette Unterbrechung der normalen Darmpassage wird als Darmverschluss oder auch als Ileus bezeichnet. Der inkomplette Verschluss wird als Subileus bezeichnet.

Ileus ist von dem griechischen Wort abgeleitet, das eigentlich "voll Schlamm" bedeutet. Ist die Darmpassage behindert oder unterbrochen, kann der Nahrungsbrei nicht weitertransportiert werden, und es kommt zu einem Stau vor dem Passagehindernis. Dem können unterschiedliche Ursachen zugrunde liegen.

Anatomie des Darms

Der Darm einer Katze ist insgesamt ca. 2 m lang. Man kann ihn sich dabei vereinfacht als langen Schlauch vorstellen. Er wird in Dünn- und Dickdarm unterteilt. Der Dünndarm ist ca. 1,5 m lang. Er beginnt am Ausgang des Magens. Der Dickdarm ist ca. 20 - 40 cm lang. Der letzte Abschnitt vor dem Anus wird Rektum genannt.

Der Darm muss im Bauchraum relativ frei beweglich, aber gleichzeitig so befestigt sein, dass er sich nicht verschlingt oder verdreht. Von der Bauchhinterwand fächert sich ein breites Band aus Bindegewebe auf. Dieses befestigt den Darm im Bauch. Außerdem verlaufen in diesem Band Gefäße zum Darm. Das Band heißt Mesenterium oder Darmgekröse.

Aufgabe des Darms

Die Aufgabe des Darms besteht darin, die im Magen begonnene Verdauung fort zu führen und die Nahrungsbestandteile zu resorbieren. Die unverdaulichen Anteile werden als Faeces, also Kot, ausgeschieden. Verschiedene Abschnitte des Darms haben unterschiedliche Aufgaben und Namen.

Bei der Passage der Nahrung durch den Dünndarm werden die Nährstoffe in den Körper aufgenommen. In den Dickdarm gelangen also nur die unverdaulichen Nahrungsreste. Bakterien, die im Dickdarm in großer Anzahl natürlicherweise vorkommen zersetzen nun diese Reste durch Gärung und Fäulnis. Die wichtigste Aufgabe des Dickdarms ist jedoch die Rückresorption von Wasser und Salzen, die mit den Verdauungssäften in den Darm gelangen. Würde dieses einfach mit dem Stuhl ausgeschieden, wie z.B. bei Durchfall, oder verblieben im Darm, wie beim Verschluss, wäre das ein enormer Flüssigkeitsverlust für den Körper.

In der Wand des Darms gibt es längs- und quer verlaufende Muskeln, die für die enorme Beweglichkeit des Darmes verantwortlich sind. Über die Reize des unbewussten Nervensystems, ziehen sich die Muskeln des Darms relativ koordiniert zusammen, was zu wellen artigen Bewegungen der Darmwände führt. Diese Bewegungen der Darmwand nennt man Peristaltik, und sie dienen dazu, die Nahrung im Darm weiter zu transportieren.

Arten und Ursachen des Darmverschluss

Anhand der Ursache und Entstehung dieser Passagebehinderung werden 3 Typen eines Darmverschlusses unterschieden.
  • Ein mechanischer Verschluss wird durch ein Hindernis verursacht, das von außen oder von innen die natürliche Darmpassage be- oder verhindert.
  • Ein funktioneller Verschluss hingegen liegt vor, wenn entweder eine dynamische Störung oder sogar eine Lähmung der Darmmuskulatur die Passage der Nahrung durch den Darm nicht zulässt.
  • Bei einem gemischten Verschluss liegt eine Kombination einer mechanischen mit einer funktionellen Ursache vor.
Beispiele für den mechanischen Darmverschluss


a) Hernieninkarzeration (Einklemmung)
b) Darminvagination (Einstülpung)
c) Strangulation durch Verwachsungen
d) Volvulus (Verschlingung)
e) Tumorstenose
f) Gallenstein

Auch das Verschlucken eines Fremdkörpers kann zu einem mechanischem Darmverschluss führen.

Eine Darminvagination kommt selten bis nie bei gesunden erwachsenen Katzen vor, sondern meistens bei Jungtieren oder säugenden Mutterkatzen.

Funktioneller Darmverschluss

Dieser Form des Darmverschlusses liegt eine von der Muskulatur der Darmwand ausgehende, also myogene, Störung zu Grunde. Obwohl das Lumen des Darms durchgängig ist, ist die Passage dennoch unterbrochen, und zwar, weil die Muskulatur des Darms gelähmt oder verkrampft ist. Als paralytischer Ileus wird die Lähmung der Darmmuskulatur bezeichnet, als spastischer Ileus eine Verkrampfung, ein sogenannter Spasmus, der Darmmuskulatur. Die Ursachen sind vielfältig, z.B.

· infolge Enteritis, Parvovirose, Caliciinfektion bei Katze
· medikamentell
· Kaliummangel
· ev. bei Peritonitis
· neurogen

Gemischter Ileus

Beim gemischten Ileus liegt eine Bauchfellentzündung mit Darmlähmung vor, wobei ein mechanischer Verschluss hinzu kommt. Es ist also eine Kombination aus einem funktionellen und einem mechanischen Ileus.

Symptome
  • Erbrechen. Frequenz und Zeitdauer nach Futteraufnahme abhängig von der Lokalisation; je häufiger und rascher nach Futteraufnahme desto näher beim Magen. Erbrechen von Galle, im späteren Verlauf von Darminhalt, kotähnlich. [Anmerkung aus eigener Erfahrung: Der erbrochene Darminhalt zeigt sich meistens als große Flüssigkeitsmenge, mit bräunlicher Farbe und Geruch nach Kot. An diesem Punkt sollte man schnellstens zum Tierarzt und meiner Meinung nach auf eine sofortige Operation bestehen!
    Bei einem Darmverschluss wird in den Magen zurückbeförderter Darminhalt bestehend aus Ingesta, Galle und bikarbonatreichen Darm- und Pankreassekreten erbrochen. Erbrechen von wenig oder kaum angedautem Futter kann ein Hinweis auf Darmverschlusse sein, kann aber auch viele andere Ursachen haben.
  • Appetitlosigkeit bis zum völligen Appetitverlust
  • Kotabsatz unregelmässig, vor allem bei nur teilweise verschlossenem Darm. Eventuell Durchfall, weil flüssiger Darminhalt noch passieren kann, oder durch Schleimabsonderung im Dickdarm. Bei akutem Darmverschluss in vorderen Dünndarmabschnitten kann Kotabsatz anfänglich normal sein, solange sich noch Darminhalt hinter der Stelle des Darmverschlusses befindet. Bei Darmverschluss durch Darmlähmung (paralytischer Ileus) ist der Kotabsatz verhindert.
  • Abdomenpalpation (Tastuntersuchung des Bauches: Achten auf Knoten, welche mit Darmschlingen in Relation sind, sowie auf weitere abnorme Umfangsvermehrungen, gasgefüllte Darmschlingen, Tympanie (Blähsucht) durch erweiterte gasgefüllte Därme (bei Darmparalyse).
Am Beginn eines mechanischen Darmverschlusses ist der Darm meist überaktiv in seinen Bewegungen. Man kann dann spritzende Geräusche auskultatorisch hören. Diese Überaktivität der Darmbewegungen nennt sich Hyperperistaltik. Sie ist als Darmsteife zu fühlen und manchmal auch zu sehen. Eine andauernde Erregung der Muskulatur führt über Reflexe zu einer Lahmlegung des Darmes.

Diagnose

Die Röntgenaufnahme des Bauches liefert meist wichtige Informationen. Bei einem mechanischen Darmverschluss ist der Darmabschnitt vor dem Passagehindernis erweitert, gas- und evtl. flüssigkeitsgefüllt, wobei der nachfolgende Anteil leer erscheint. Die Flüssigkeitsansammlung zeigt sich im Röntgenbild als Spiegelbildung in den Darmschlingen. Bei einem funktionellen Verschluss dagegen ist der gesamte Darm erweitert, gas- und flüssigkeitsgefüllt. Füllt man den Darm mit Kontrastmittel kann man im Röntgenbild häufig die Höhe des Hindernisses feststellen.

Auch die Ultraschalluntersuchung wird zur Diagnosestellung und Lokalisation des Verschlusses eingesetzt.

Therapie
  • mechanischer Darmverschluss: in der Regel operativ.
  • Bei Tieren mit wandernden glatten oder weichen textilen Fremdkörper und erhaltenem Appetit ohne Erbrechen und gutem Allgemeinzustand kann versucht werden mit Gleitmittel wie Paraffinöl oder ähnlichem und wenig faserhaltigem Futter die Passage zu fördern. (Hausmittel: Sauerkraut, Kartoffelbrei, vermischt mit Paraffinöl).
  • Regelmässige Nachkontrolle auf Darmverschluss ist erforderlich
.
  • funktioneller Darmverschluss: Beheben der Grundursache. Eventuell peristaltikfördernde Medikamente. Bei Nichtansprechen und Liegenbleiben von viel, eventuell auch toxinhaltigem Darminhalt, durch welchen die Paralyse möglicherweise aufrechterhalten wird, Laparatomie und manuelles Herausmassieren von Gas und Flüssigkeit.
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Ein Strangulationsileus, aber auch ein Kolonileus bedürfen einer sofortigen Operation. Ein Strangulationsileus ist ein lebensbedrohlicher Notfall, der innerhalb von einer Stunde zu operieren ist. Die größten Gefahren und Komplikationen stellen eine Perforation, ein Schock und eine generalisierte Infektion, eine so genannte Sepsis dar. Es kann auch zu einer Bauchfellentzündung und einem Absterben von Darmteilen kommen.

© Dieser Text wurde zusammengestellt von Britta Singethan. Er kann gerne auf anderen Seiten veröffentlicht werden wenn dabei ein Hinweis auf die Verfasserin und ein Link zur Homepage angebracht wird.
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Luna 15.04.2005 † 05.01.2015 Joyce 16.11.2004 † 07.06.2021

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