Katzenproblem loesen a la Calgary?

Aktivitäten des Menschen - darauf abzielend den Tieren ein artgerechtes Leben zu ermöglichen
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Rafael
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Katzenproblem loesen a la Calgary?

#1

Beitrag von Rafael » So 18. Sep 2011, 16:47

Sorry.. etwas lang geraten...

Ich hab kurzlich was gelesen, und wusste gern Eure Meinung dazu… Vielleicht ist die Idee nicht neu.. aber hier wird es als die “Kanadische Loesung” fuer das Nordamerikanische Katzenproblem diskutiert.

Es gibt (so sagen die konversativsten Schatzungen) etwa 50 Mio Streuner in Nordamerika, vermutlich deutlich mehr. Toronto beispielsweise hat geschaetzte 100,000 to 250,000 Streuner und (halb)wilde Katzen.
Grund sind neben der Nichtkastrierung (Kastrieren ist teuer, deutlich teurer als in Deutschland, wie Tierarzkosten generell deutlich hoeher sind) dass gern mal ungewollte Tiere rausgeworfen werden. denn anders als bei Hunden muss man nicht damit rechnen, dass man erwischt wird. Also dasselbe Problem wie in Deutschland (soweit ich weiss), aber es geht deutlich mehr Tiere, und in Dt. werden (zumindest offiziell) keine Tiere ohne medizinische Notwendigkeit getoetet.

http://cnews.canoe.ca/CNEWS/Canada/2007 ... 0-sun.html

Die Folge, unzahlige Streuner, viel Katzenleid, und ueberquellende Nothilfen, aber auch extrem hohe Toetungsraten in den Hilfsstationen… Die Raten sind sehr unterschiedlich, aber in manchen Regionen/Organisationen liegt die Toetungsrate der Tiere bei 80-85%. (etwa in einigen der Stadtchen um Toronto wie Hamilton) In Toronto landen in nur einem der grossen Organiationen (Animal Services s. link) 300-500 Tiere jahrlich in der killing line, was heisst fuer alle Orgas zusammen sind es mehrere Tausend Tiere nur im Kernstadtgebiet). Es gibt nur sehr wenige Stationen mit „no-kill policy“. Je nach Ueberbelegung kann alles, was als schlecht vermittelbar eingestuft wird(weil krank, scheu, haesslich, oder ein Paerchen) eingeschlaefert werden. Manche Stationen geben den Tieren eine Woche... wenn sich bis dahin niemand gemeldet hat, der das Tier vermisst oder adoptieren will, ist die Entscheidung gefaellt.
In den US ist die Situation noch deutlich schlimmer, da sind Toetungsraten in der 80ern an der Tagesordnung (zumindest in groesseren Stadten).

Calgary hat nun eine verpflichtende Registrierung fuer Hauskatzen eingefuehrt. Die Idee: Der Ursprung des Katzenproblem sind unverantwortliche Katzenhalter. Wer immer ein Tier anschafft (bei Kauf, Ubernahme einer Nothilfetiers etc.) oder bereits besitzt, muss das Tier registrieren wie einen Hund auch. Das kostet den Tierhalter, beeinhaltet aber bereits die Kosten fuer das Chippen. so dass entlaufene/verlorengegangene Tiere zum Halter zurueckkommen. Die eingenommenen Kosten dieser „Steuer“ gehen komplett in die Finanzierung von „low cost“ Kastrationscentern.. fuer eingefangene Streuner, aber auch fuer Tierhalter, die sich normale Kastarationspreise nicht leisten koennen.

Einiges blieb mir unklar: Ob zu Registrierung auch die Verpflichtung zur Kastration oder Wohnungshaltung gehoert, wurde nicht gesagt. Ebenfalls nicht, ob es sich um eine regelmaessige oder einmalige Zahlung handelt. Auch nicht klar wurde mir, wie man das Ganze kontrolliert.

Der Erfolg scheint den Calgarians aber recht zu geben… erstmalig sind diesen Herbst nur 50% der Auffangstation besetzt… sonst waren es zu dieser Jahreszeit etwa 140%. Die Zahl der rausgeworfenen und ausgesetzten Tiere ist deutlich zurueckgegangen, weil man nun damit rechnen muss, erwischt zu werden und eine erhebliche Strafe zu bekommen. Und es ist deutlich mehr Geld zu Kastration der Streuner da.. die dann hinterher wieder in ihre Kolonien entlassen werden .. und dort gefuettert…

Gute Idee? Oder eher nicht?

Rafael

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Juga

Re: Katzenproblem loesen a la Calgary?

#2

Beitrag von Juga » So 18. Sep 2011, 18:01

Hallo Rafael

Es hat anscheinend doch schon einigen Erfolg gebracht ,deshalb finde ich persönlich es sehr gut .


Nur sollte man die Wohnungskatzen dann davon nicht ausschließen ,leider könnten ja auch sie auf der Straße landen .

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elmo
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Re: Katzenproblem loesen a la Calgary?

#3

Beitrag von elmo » So 18. Sep 2011, 18:35

Hallo,
das wird ja auch hier schon seit längerem "Propagiert", dass man verpflichtet wird seine Katzen zu chippen und dann auf den eigenen Namen zu regisrtieren und zwar sowohl Freiläufer als auch Wohnungskazten UND für Katzen eine Art "Steuer" zu verlangen.

Das muss ja nicht viel sein aber so wird ganz sicher einerseits die Streunerpopulation nicht immer weiter durch ausgesetzte Tiere erweitert und anderseits etwas Geld eingenommen. Würde es dann auch noch zweckgebunden genutzt - um so besser.

Ich weiss aber auch, dass sich viele Katzenhalter dadurch sehr gegängelt fühlen würden. Weiterhin kann ich mir auch vorstellen, dass einige Leute die grössere Mengen an Tieren unterbringen (und damit meine ich jetzt nicht Züchter - die das ja über ihre Preiskalkulation dann wieder reinbekomemn können sondern solche die mehrere "Rescue-"Katzen haben) dann schon genau überlegen müssen ob sie sich nicht doch die eine oder andere Katze weniger zumuten.


Liebe Grüße
Andrea

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Re: Katzenproblem loesen a la Calgary?

#4

Beitrag von wofritz » So 18. Sep 2011, 18:36

Wenn durch diese Maßnahmen tatsächlich die Zahl der Streuner auf fast ein Drittel zurückgegangen ist (ich nehme mal einfach an, dass die "Auslastung" der Auffangstationen proportional zur Streunerzahl ist), dann ist das doch ein sehr guter Erfolg. Es wäre nützlich zu wissen, wie weit die Registrierungspflicht geht (auch Kastrationspflicht?), dann könnte man abschätzen, ob noch weitere Verbesserungen denkbar sind.

Und immerhin wird das Problem zugegeben - in Hannover wird von der Politik ein Streunerproblem schlich geleugnet. Na ja, vielleicht ist Hannover nicht ganz mit Calgary zu vergleichen :wink:

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Rafael
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Re: Katzenproblem loesen a la Calgary?

#5

Beitrag von Rafael » So 18. Sep 2011, 18:57

Vieles blieb dabei fuer mich unklar.

Zum Beispiel wrde nicht gesagt, wiehoch die Kosten fuer die Registrierung sind.. je hoeher die sind, umso eher tritt das Problem des moeglichen Aufnahmestops bei Rescues ein.

Ob die Streunerpopulation um ein Drittel zurueckging (bzw. wie das mit der Belegungsmenge korreliert), ist mir auch nicht klar. Es klang ein bisschen, als sei es schwierig, seine verloren gegangene Hauskatze wiederzufinden, weil Tiere fast nie gechipt waren. Vielleicht sind fuer einen Teil der geringeren Belegung auch diese Fundtiere verantwortlich, die nun prompt an die Besitzer zurueckgegeben werden koennen.
Wenn es in Calgary wie hier gehandhabt wird, dann gibt es (ohne Chip) so viele Organisationen, die mein entlaufenes Tier haben koennten, und keine gemeinschaftlich Datenbank, um die gefundenen und eingefangenen Tiere eingegeben werden. So dass Leute tagelang af der Suche nach ihrem Tier rumtelefonieren.. ohne Erfolg. Wenn man Pech hat, ist die eigene Katze dann bei einer der Organisationen gelandet, die nach einer Woche automatisch einschlaefern...und das obwohl man sein Tier verzweifelt sucht. Ein Alptraum. Aber auch das wurde so klar nicht...

Fest steht wohl, das durch die Strategie in Calgary deutlich geweniger eingeschlaefert wird. Eben weil durch die Geringerbeegung weniger Druck da ist, Platz fuer die taeglichen Nachruecker und Neuzugaenge zu schaffen. Das allein finde ich bemerkenswert.
Wobei ich gern gewusst haette, ob man wirklich schon etwas ueber die Entwicklung der Streunerpopulationen sagen kann.

Was das "gaengeln" angeht, ich glaube, wenn der erste empoerte Aufschrei (mit dem man wohl bei jeder unangenehmen Anderung rechnen muss) der Gewohnung weicht, ist es bald normal. Fuer Hundebesitzer ist es vielleicht auch nicht erstrebenswert, dass das Tier registriert sein muss... das das so ist, loest aber wenig Empoerung aus.

Andere Befuerchtungen de man haben koennte, ist die, dass ungechipte/unregistrierte Katzen umso schneller eingeschlaefert werden, weil das immer noch billiger ist als kastrieren lassen.. also eine Art kaetziche Zweiklassengesellschaft.

Wie gesagt, ich fand es zumindest interessant zu lesen...

Rafael

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